Lange hinausgeschoben, wollte ich es im Jahr 2002 unbedingt einmal schaffen meine Freunde Silke und Rolf
in
Köln zu besuchen. Es war zugleich meine erste längere Tour, die über 300 km hinaus ging. Losgefahren bin
ich
am Sonnabend und hatte mir noch für Montag und Dienstag frei genommen, um noch einen Abstecher in die
Eifel
zu machen. Als Norddeutscher ist man ja immer heftig neidisch auf die Südis, für die Kurven völlig
normal
sind, während wir hier oben mühsam in unserem Hirn graben, um sich die ein oder andere Kurve in das
Gedächtnis zu ziehen.
Sorgen machte ich mir etwas über die im letzten Jahr aufgetretenden eingeschlafenen Hände. Teilweise
musste ich gerade bei Autobahn-Fahrten öfter pausieren, als mich mein Schmachter auf eine Zigarette
nötigte, um wieder Gefühl in die Greifer zu bekommen. Die 450 km Dosenbahn gingen aber
erstaunlicherweise locker vom Hocker.
Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass die eingeschlafenen Hände in meiner Verkrampftheit auf dem
Moped zu sitzen her rührten. Also, dachte ich so bei mir: Dein Sicherheits- und Kurventraining, gepaart
mit mehr Praxis hat schon ein wenig gebracht.
Die letzten hundert Kilometer war leider Nieselregen angesagt. Platt war ich allerdings, als ich über
den
Rhein fuhr und sah, dass da eine Seilbahn 'rüberführt.
Aber dann, richtige Ausfahrt gefunden, die Straßennamen stimmten und ich fand das Castle von den beiden
nicht. Nach einer halben Stunde Köln abgegrase versuchte ich Silke auf dem Handy anzurufen.
Praktischerweise war es abgeschaltet, den Festnetzanschluss hatte ich auf meinem Handy nicht
gespeichert. Üben für die Zukunft.
Das Telefonbuch von Köln in der Telefonzelle war nicht gewillt, mir einen detektivischen Hinweis auf die
Telefonnummer der beiden mitzuteilen. Nach einer weiteren Stunde hilflosen umherirren, Kontakten mit
ortsansässigen Taxifahrern, die mich nur bestärken konnten, dass ich schon irgendwie in der richtigen
Gegend sei und der traumatischen Begegnung mit der asiatischen Hilfskraft von Dr. Drechsler aus der
Lindenstraße auf einem Fahrrad, zündete endlich bei Silke die Idee ihr Handy einzuschalten.
Übrigens sieht der Schauspieler in Wirklichkeit noch trauriger aus, als in der Lindenstraße. Ihr Kölner
solltet den mal in den Arm nehmen (Konfuzius hin oder her).
Am Sonntag das volle Touri-Programm: Mit dem Zwitter aus Straßen- und U-Bahn zum Zoo und dort über den
Rhein gondeln. Zurück über eine Brücke und um den allgegenwärtigen Dom kreiseln. Dabei schön aufpassen,
dass man bei der Umrundung nicht dem unterirdischen Kölner Orchester durch das Schuhgeklapper den Takt
verbiegt.
Noch ein wenig über den Rhein schippern und wieder zurück zu dem allgegenwärtigen Dom. Der
Fußweg zurück und die Pausen, in denen das ein oder andere Kölsch eingeatmet wurde waren aber nicht nur
kurzweilig, sondern auch sehr lehrreich. Rolf erwies sich als exzellenter Touriführer. Kein Gebäude oder
Besonderheit der Stadt wurde ausgelassen, um auf Initiator, Bauherr oder sonstwas hinzuweisen. Der
entspannte Grillabend kompletierte diesen sehr schönen Tag.
Als gruselig erwies sich dann der nächste Morgen. War ich doch in Vorfreude auf die Eifel in beherzter Schräglage entschlummert, zertrümmerte die Wirklichkeit meine schönsten Träume. Dauerregen. Der Blick auf das Grau, dass mich anpisste und der Wetterbericht im Radio ließen keinen Zweifel auf besseres Wetter aufkommen. Also Taucheranzug an und ab durch die Mitte nach Hamburg. Bei 400 km im Regen erwiesen sich meine Daytonas und Gore-Tex Handschuhe als lohnende Investition.
Nun muss ich wohl nächstes Jahr nochmal da hin.