Fehmarn
Jeder braucht ja 'mal eine Auszeit, Tapetenwechsel, Urlaub oder wie man es sonst nennen will.
Als Vater von zwei erwachsenen Kinder, die allerdings noch finanzieller Unterstützung
bedürfen, liegt es in der Natur der Sache, dass der Geldbeutel permanent recht leer ist.
Wenn man sich schon nicht den weißen Strand unter Palmen leisten kann, drängt sich für einen Hamburger
doch sehr die Ostsee für eine Wochenendentspannung auf. Noch mehr Charme hat das ganze, wenn die Sister
und einige Bekannte sich mit Wohnwagen auf einem Zeltplatz auf Fehmarn konzentrieren.
Die haben fast alle kleine Kinder, die mit der Morgensonne aufstehen und so kann ich dort fast überall
morgens einen Kaffee schnorren, ohne mich mit Windböen und ausgehenden Spiritusbrennern abzunerven. Es
langt also meist Zelt, LuMaTra, Schlafsack, Badehose und ein paar Utensilien auf das Mopped zu tüddeln
und sich Freitag nach der Arbeit aufzumachen, um ein paar sonnige Stunden am Ostmeer zu verbringen.
Für die Hinfahrt brauche ich auf der Dosenbahn inklusive Zigarettenpausen so ca. 2 Stunden. Wenn das Geflatter auf der Fehmarn-Sund-Brücke überstanden ist, geht es gleich die erste Ausfahrt runter. Petersdorf den Auspuff zeigend, lassen die Flitzbogenbäume, die sich vor dem Meer verneigen, schon die Vorfreude auf einen leckeren Grillabend aufkommen. Die harten Mofafahrer müssen ja erst einmal eine Dose Bier trinken, damit der Seitenständer steht. Nicht so der alte Doonse (kann zwar auch ein Bier trinken, aber nicht wegen dem Seitenständer). Mein Schwager, der mit dem schicken Auto, hat mir ein Teil geschweißt, auf dem meine Honda sicher auf Gras steht.
Fehmarn eignet sich ja für alle Arten von Wassersport. Ist aber nicht so mein Fall,
nur mit Madden's Segelboot würde gerne mal mitfahren. Das wird aber wohl erst passieren, wenn er allen
Mädels der Insel den Käptain gemacht hat.
Naja, vielleicht ja in 2003.
Nett ist auch immer das jährlich anstehende Jimmi Hendrix Revival Festival im September. Viele wissen ja
nicht, dass Jimmi Hendrix 1970 bevor er in die ewigen Jagdgründe eingegangen ist, sein letztes Konzert
auf Fehmarn gegeben hat.
Los geht es um die Mittagszeit und es spielen bis in den frühen morgen eine Band nach der
anderen. Ich denke es ist meist für jeden Musikgeschmack etwas dabei, nun vielleicht nicht unbedingt für
hardcore Volksmusikanten.
Traditionell verhaften wir dann zum Sonnenuntergang 'ne Flaschsekt am Strand und retten in ausgiebigen
Gesprächen die Erde.
Wenn nun nicht gerade das Festival mit seinen nachhaltigen Folgen auf dieses kleine
Männchen wirkt, das versucht mit einem kleinen Hammer meine Gehirnzellen von innen in die Ostsee zu
kloppen, bietet sich immer wieder Putgarden zum träumen an.
Es gibt sogar ein paar nette Kurven dorthin. Ich finde es einfach faszinierend, dazusitzen und diese
riesigen Schiffe zu betrachten, die da mit der Präzesion einer Hamburger U-Bahn zwischen Dänemark und
Deutschland hin und her düsen.
Wer jetzt bis hierher gelesen hat, dem möchte ich auch die Begebenheit mit dem kleinen Motorradfan nicht
vorenthalten. Bin gerade am Flügger Teich angekommen und zerre mein Zelt vom Mofa um es in der sengenden
Hitze aufzubauen. Da höre ich eine immer lauter werdende Stimme, die sich anhört wie "Mododat" immer
wieder "Mododat".
Da stolziert so ein Winzling, vielleicht 2-3 Jahre alt völlig begeistert auf meine Honda zu. Als er sich
nun 'draufsetzen und na klar, meinen Helm überstülpen durfte, war der total happy.
Also, der Nachwuchs ist gesichert.
Zurück fahre ich dann oft über die Dörfer. Dabei kann man selbst in der Hauptsaison ganz allein durch
verschlafene Landstraßen in Schleswig Holstein kurven. Klar braucht man etwas länger, wenn man wie ich
einfach nur drauflos fährt und ab und an bei dem Blick auf die Karte feststellt, dass ich an Punkte
gekommen bin, an denen ich fast von der Scheibenwelt geplumst wäre.
Aber wenn ich dann Sonntag abend nach Hause komme, hatte ich zumindest einen Miniurlaub und bin auf meiner geliebten Honda gefahren.